Das Jahr 1911 war ein Glutjahr und 1912 ein Flutjahr

Kinder beim Vereinzeln der Rüben

1911: Wohl selten hat ein Jahr eine solche Trockenheit gebracht. Schon im Mai setzte sie ein und dauerte bis zum September. Das Vieh litt unter der Dürre, denn es fehlte das Futter, und die Wiesen waren im Herbst gelb.

1912: Das Jahr war vor allem in der Ernte sehr regnerisch und brachte den Landwirten große Sorgen. Die Getreidehucken auf den Feldern waren ausgewachsen und grasgrün. Das Korn war als Backkorn nicht mehr zu gebrauchen. Erst im September setzte besseres Wetter ein. Der Sommer brachte also nicht nur Sonne.

Die Straßen hatten eine einfache Kalksteindecke, und die meisten Häuser waren in Fachwerkweise erstellt.

Morgens in der Frühe trieb der Kuh-, Ziegen- und Schweinehirt seine ihm anvertrauten Tiere zur Weide, während die Schafe in der Feldflur nachts eingepfercht waren.

Die Arbeit auf den Feldern war auch für die Kinder schon schwer und hart. Es war für unsere Vorfahren, von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen, ein ständiger Kampf um das tägliche Brot bei schwerer körperlicher Arbeit. So kann man es auch verstehen, dass viele Bürger der Gründung eines Turnvereins eher kritisch gegenüber standen. Sie meinten: „Wer den Tag über fleißig arbeitet, hat Bewegung genug gehabt und braucht nicht am Abend beim Turnen seine Kräfte zu vergeuden“.

Schulkinder, die den ganzen Tag über in gebückter Stellung oder auf den Knien rutschend diese Arbeit verrichten mussten, waren für ihr Alter überfordert und schädigten ihre Gesundheit. Aber schon immer hatten Kinder diese Arbeit zu leisten, und schließlich entlasteten sie ihre Eltern.

Die ersten Impulse und Anregungen, sich der immer stärker gewordenen Turnbewegung anzuschließen, kamen von der Lehrerschaft unserer Schule. Hier darf man zwei Pädagogen hervorheben, nämlich Lehrer Jürgens und Lehrer Meisohle.

Lehrer Jürgens kam aus Bühne und war als 1. Lehrer seit dem 1. April 1896 in unserer Schule tätig.

Lehrer Meisohle war gebürtig aus Germete und begann seinen Dienst an der hiesigen Schule als Hauptlehrer am 1. Oktober 1906 und hat bis 1946 diese Aufgabe wahrgenommen. Um es in der Fußballsprache auszudrücken: Lehrer Jürgens und Lehrer Meisohle gaben bei uns die ersten Vorlagen für eine sportliche Entwicklung.