Fußball auf dem Vormarsch – Erfolge hielten sich in Grenzen

Hier einige junge Mannschaften, die an den Kreissportfesten schon 1925 teilnahmen: Löwen, Hohenwepel, Borgentreich, Eissen, Borgholz, Peckelsheim, Helmern, Bonenburg, Ossendorf und Lütgeneder. Am 1. August 1925 gab es neue Abseitsregeln.
In der Festschrift des TuS 1910 anlässlich des 75-jährigen Bestehens im Jahre 1985 hat Dr. Karl Meisohle, ein Zeitzeuge, der bei den Anfängen der Mannschaft aktiv mitgewirkt hat, seine Erinnerungen sehr anschaulich dargelegt. Er war es auch, der die Geschichte des großen Sohnes unserer Stadt, des Komponisten und Pianisten August Gockel, mit großem Elan aufgearbeitet hat.
Am 28. Oktober 1998 durfte ich ihm anlässlich seines 90. Geburtstags in Ramsdorf für seine Arbeit im Dienst der Heimat in einer Laudatio ein sehr herzliches Wort des Dankes sagen.
Da die Anfänge des Fußballspieles in der erwähnten Festschrift schon erläutert wurden, darf ich hinzufügen, dass bis zum 2. Weltkrieg der Fußballsport keineswegs erfolgreich war und zur Blüte gelangte. Bei keinem Sportfest ist die Mannschaft von Willebadessen erwähnt, selbst bei den großen Kreissportfesten nicht. Die Aktivitäten spielten sich offenbar nur im innerörtlichen Bereich ab. 1930, so Karl Meisohle, hatten erst fünf Spieler Fußballschuhe.
Als dann auch noch einige „Leistungsträger“ aus unterschiedlichen Gründen Willebadessen verließen, verlor die Mannschaft an Substanz und Kampfkraft. Ein entscheidender Nachteil war die Tatsache, dass für die jungen Spieler keine brauchbaren Spielflächen zur Verfügung standen, die den Namen Sportplatz verdient hätten.
Wo gerade eine Wiese oder eine Schafweide nicht genutzt wurde, stellte man Stangen als Tore auf und „pöhlte“.
Dorf gegen Helle oder Hahnenecke gegen den Katzhagen, so lauteten die Paarungen, wo es dann immer sehr laut und turbulent zuging. Spiele dieser Art haben wir als Schuljungen nach dem 2. Weltkrieg noch veranstaltet.
Einen größeren und brauchbaren Sportplatz hatte man auf der Schafweide „Haustätte“ in der Nähe des Stockhofes (Elendsburg) angelegt. Wo an den Wochentagen der Schäfer Johannes Striewe (Heckers Opa) die Schafe des von Wredeschen Gutshofes hütete, wurde am Sonntag Fußball gespielt. Dies war auch der Platz, wo die „Hitler-Jugend“ (HJ) ihre Sportübungen in der Nazizeit vornahm.
Die Aktivitäten des ohnehin schon „schwächelnden“ Vereins wurden um 1936/37 ständig weniger. Zumindest hatte man die „Kleinstaaterei“ Katzhagen, Hahnenecke und Helle zusammengeschlossen und den Willebadessener Fußballverein „Fortuna“ gegründet.
Auch der Turnbetrieb, so versicherten mir alte Turner, die diese Zeit noch erlebt oder ja durchlitten hatten, wurde nach der Machtergreifung in geringem Umfang noch weiter geführt. Nach 1936 kam beim MTV, der eine so erfolgreiche und schöne Zeit durchlebt hatte, der Stillstand. Das hing auch damit zusammen, wie schon bei den Fußballspielern, dass mehrere Turner aus Gründen des Arbeitsplatzes, Arbeitsdienstes, Studiums u.a. Willebadessen verließen.
Im Bereich Sport war bei uns aller Glanz erloschen.