Ein kurzer Blick zurück

Wie sah nun das dörfliche Leben unseres Heimatstädtchen Willebadessen um 1910 aus? Die Infrastruktur war noch sehr bescheiden und der Zeit entsprechend.

In den Jahren 1892/93 wurde schon eine Wasserleitung angelegt. Die Firma Brandt aus Kassel erhielt für 14.500 Mark den Zuschlag. Vorausgegangen war bei uns eine böse Typhus-Epidemie. Aus Salzkotten waren Franziskanerinnen zur Hilfe geeilt, um die Pflege der Kranken zu übernehmen.

1910 waren insgesamt 284 Kinder eingeschult, die von 4 Lehrpersonen unterrichtet wurden. Auf dem Sägewerk Lütteken/Wiegers betrug laut Lohnbuch der Tageslohn 3 Mark. Der Betrieb lag in der Nähe des Bahnhofs am ehem. Bahnübergang nach Kleinenberg. Vom Brutto Monatslohn, er betrug ca. 70-80 Mark, wurden 1% für die Rentenversicherung abgezogen und 1,5% betrug der Krankenkassenbeitrag.

Bei der Volkszählung am 1. Oktober 1905 hatte Willebadessen 1.427 Einwohner. Davon waren 5 evangelische Christen und 14 Juden.

Am 28. Mai 1880 wurden im Eggewald die Förster des Freiherrn von Wrede, Gies und Steinsträter, von Wilddieben erschossen. Nur fünf Jahre später, am 28. September 1885, ereilte den Förster Krahe das gleiche Schicksal.
Diese Morde in der Nähe der Karlsschanze waren lange in Willebadessen das alles beherrschende Ereignis. Oft hört man von älteren Bürgern die Aussage, dass das Wetter früher besser gewesen sei. Zwar seien die Winter sehr viel kälter gewesen, aber die Sommermonate voller Sonnenschein. Die Winter waren kälter, das stimmt ohne jeden Zweifel. Aber waren die Sommermonate wirklich voller Sonnenschein?

Hier ein paar kurze Beispiele nach alten Aufzeichnungen.

In der Nacht vom 14. zum 15. Juni 1874 hatten wir so starke Nachtfröste, dass oberhalb von Willebadessen sämtliche Kartoffeln erfroren waren. Durch schweres Unwetter waren die Nethe und die Straße zum Friedhof am 5. November 1890 so hoch überflutet, dass das Begräbnis des Friedrich Sasse verschoben werden musste.

Bei schwerem Sturm mit starkem Hagelschlag wurde an mehreren Orten im Kreis Warburg die Ernte vernichtet und Gebäude beschädigt, sowie Vögel und Niederwild (Hasen) durch faustdicke Hagelkörner erschlagen.

1880 waren laut Chronik in Willebadessen sämtliche Obstbäume erfroren. Durch die extreme Kälte waren die Stämme von unten bis oben geborsten. Blitzschläge führten häufig zu großen Schäden.

1880 schlug der Blitz am Schleisenberg in eine Herde Schafe und tötete 39 Tiere. Der Schäfer Karl Nüssen trug Lähmungen an den Händen davon.

Über das Jahr 1910 gibt es kaum Erfreuliches zu berichten. Der Frühling war kalt und regnerisch. Der Mai und die erste Hälfte im Juni waren freundlicher. Dann setzte eine Regenperiode ein, die in der Ernte die Bauern zur Verzweiflung brachte.